Machwerk

Man sagt, die meisten Schriftsteller hätten noch eine genaue Erinnerung an jenen Zeitpunkt, an dem sie das Buch eines anderen mit dem Gedanken aus den Händen legten: das kann ich auch. Inwieweit dies allgemeingültig ist, vermag ich nicht zu beurteilen, in meinem Fall jedenfalls war es so.

Es begab sich im April 2003, dass ich wieder einmal zu meinem Regal tapperte und mir neuen Lesestoff herauszog: Dean (R.) Koontz´ "Das Haus der Angst". Eine Kalter-Krieg-Schmonzette (am Ende waren es natürlich wieder Mütterchen Russlands böse Jungs) über eine Atomphysikerin, die in einer Klinik aus dem Koma erwacht und fortan ganz rammdösig wird, weil sich um sie herum seltsame Geschehnisse zutragen, für die es scheinbar keine Erklärung gibt.

Die Geschichte selbst hätte mich wohl nicht lange bei der Stange gehalten; dass ich das Buch trotzdem erst nach der letzten Seite zuklappte, hatte einen ganz anderen Grund: die Schreibe. Grammatik, Wortschatz, Dialoge, egal, was ich mir da auch vor Augen führte, stets hatte ich diese eine Gewissheit: das kann ich auch.

Klingt vermessen? Möglich, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist die übermächtige Motivation, die man aus einem solchen Aha-Erlebnis zieht. Ob man dann später tatsächlich ein guter Schriftsteller wird, das steht auf einem ganz anderen Blatt - und mit viel Glück in einem anderen Buch. Die Wahrscheinlichkeit spricht eher dafür, dass man als schwarzgalliger Eremit endet, der Leserbriefe schreibt und auf Ommas Achtzigstem einen selbstverfassten Vierzeiler aufsagen darf.

Aber wenn man einen Traum hat ... wen interessieren dann schon Wahrscheinlichkeiten? Hm?

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