Cunnilingus-Junkie

Ich bin ihr Cunnilingus-Junkie.
Dies ist mein innigster Wunsch:
Die Hure gänzlich tot zu sehen.
Doch sie ist zäh. Sieben auf einen Streich, das geht noch an. Aber Myriaden? Allertapferstes Schneiderlein, das schaffst kaum Du, wie dann erst ich?
Nicht kleinzukriegen, die Kleine.
Meine Anstrengungen, ihr beizeiten den Garaus zu machen, lebten stets von der Inbrunst eines lichten Augenblicks, für Stunden bloß. Dann schritt ich, überlebensgroß emporgewachsen, in Siebenmeilenstiefeln Glanz und Gloria der neuen Welt entgegen, nur um mich allzu bald schon auf eben jenem öden Acker wiederzufinden, den ich doch hatte hinter mir lassen wollen; keinen zehbreit fortgekommen, ein Scheinriese in viel zu großen Wellingtons.
Sie hat das alles überstanden. Als ich sie einmal packte und mit äußerster Wucht gegen die Wand warf – überstanden. Als ich sie ein anderes Mal zu Boden schleuderte und, vom Blute Rumpelstilzchens durchsaftet, auf sie eintrat, bis das Knie mir schmerzte – überstanden. Beschimpft, verflucht, gewalkt, zerquetscht – alles, alles überstanden.
Sie ist immer noch bei mir, treu bis in den Tod, wie´s scheint, und dann und wann komme ich um einen anerkennenden Gedanken nicht umhin:
Chapeau, gewieftes Luder, Du!
Niemand hat sie je gemocht. Als ich sie erstmals vorstellte – welch ein Geschrei das gab! Die aufgeschreckte Mischpoche rottete sich zusammen und schwatzte in babylonischem Gewirr auf mich ein.
„Du hast sie nicht alle beisammen“, wetterten diese.
„Was das kostet“, gaben jene zu bedenken.
„Sie wird Deine Gesundheit ruinieren“, unkten die eifrigsten unter ihnen.
Rufer in der Wüste.
Mein Unverstand bleute mir ein: ein Mann ist ein Mann ist ein Mann ... wenn er seine Hure hat.
Die meinige ist sich selbst so treu geblieben wie ich ihr in all den Jahren. Ein Kleid aus Rot und Weiß, recht hübsch anzusehen. Kein Wort jemals, kein einziges, und dennoch: ihr starres Gebaren, ihre unscheinbare Aufdringlichkeit, ihre stummen Lockrufe – ich verfiel ihr gleich am ersten Tag.
Ihr Preis schien moderat. Ich schälte sie aus ihrem transparenten Negligé, öffnete ihr Oberteil, riss ihr silberfarbenes Halstüchlein fort und machte mich über ihre Schätze her, neunzehn an der Zahl. Als diese windeseilig aufgebraucht, bezahlte ich ein zweites Mal, und sie befüllte ihren Schoß aufs neue; fraglos, klaglos, Hurenart; Phönix aus der Asche.
So ging und geht das Spiel, tagein, tagaus.
Es gibt nur eine Variante, von Langeweile keine Spur: ihr buntscheckiges Heilsversprechen hält mich bei der Stange. Besorg‘s mir mit dem Mund, so drängt sie tonlos immerzu; es wird Dir selbst die höchste Lust bereiten.

Ob Schlaffsack oder Nervenbündel,
Entflamm´ mich – zündel! zündel!
Ich bin die Lösung, all in one,
Ein Wunderding, das alles kann.

Man könnt´ fast applaudieren, so grandios ist dieser Schwindel inszeniert. Kaum, dass sie was andres bringt. Sie stinkt. Sie schmeckt abscheulich. An Tagen, an denen ich gar nicht von ihr lassen kann, möchte es mitunter in einem einzigen großen Schwall aus mir herausbrechen.
Aber ein Mann ist ein Mann ... ist ... ein ... ?
Wenn ich sie so betrachte, dann kommt mir eine kühne Idee: mundgerecht portionierte Hundehaufen, in honigsüßen Schmelz gehüllt, verpackt in handliche Pralinenschachteln. Flankiert vom Dreigestirn der Werbung – Lifestyle, Jugend, Lässigkeit -, und der Laden brummt. Man wird sich scheißeschmausend fragen, wie man jemals ohne konnte.
Imkers Dank und Gehsteigs Wonne.

Hassgeliebte Kokotte, es ist an der Zeit, dass wir uns trennen. Was soll ich länger meine Gier an Deinen schlaffen Brüsten stillen? Was soll, mit schwarzgefleckter Zunge, ich länger Deinen Schoß erhitzen?
Du engst mich zu sehr ein. Das hast Du stets getan; ich finde kaum noch Luft zum atmen.
Es wird ein Ende nehmen, so viel ist gewiss. Betrifft es uns? Betrifft es mich?

Pack dich, scher Dich fort von mir.
Ach, sei nicht so, mein Lieber.
Du ekelst mich, ich brauch Dich nicht.
Wie willst Du leben ohne mich?
Es wird schon gehen, irgendwie.
Nicht eine Stunde, sag ich Dir.
Lass ab von mir, ich bitte Dich.
Woll´n wir nicht ´ne Runde drehn?
Ich glaub, Du hörst mir gar nicht zu.
So wie in alten Tagen? Du und ich?
Die Masche kenn ich nur zu gut.
Dies eine Mal noch, komm schon, komm.
Und dann wird endlich Ruhe sein?
Ja, dann wird endlich Ruhe sein.
Versprich es mir, versprich!
Du hast mein Wort darauf.
Dies letzte Mal noch, wie Du willst ... ich komm ja schon, ich komm.

Und aller Wunsch ist Schall und Rauch.

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